Unterwegs

Wir sind den E5, den Europäischen Fernwanderweg Nummer 5 gelaufen und dachten, wir machen etwas Besonderes. Nun erzählen uns alle, dass sie jemanden kennen, der auch den E5 gelaufen ist. Wenn man genauer nachfragt, kommt dann nichts. Von wo nach wo? Das ist doch entscheidend. Die meisten laufen nämlich nur von Oberstdorf nach Bozen oder schlimmer noch nach Meran, was gar nicht der ursprüngliche E5 ist, sondern irgendeine Touri-Variante, um die Alpenüberquerung noch spektakulärer zu machen und einen schicken Gletscherausflug und die Ötzi-Fundstelle einzubauen. Sie tragen dann sogar ein knallig bedrucktes T-Shirt, das die offizielle Alpenüberquerung bestätigt.

Hört man da Neid heraus? Vielleicht schon. Mir hat niemand ein Beweis-T-Shirt geschenkt, da ich meine eigene Veranstaltungsagentur bin und an so „gewichtige Details“ (Jedes Gramm zählt!) nicht gedacht habe. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig als Texte zu schreiben und Lesungen zu veranstalten, damit man es uns glaubt. Ja, wir haben die Alpen überquert, und zwar richtig, von Konstanz nach Verona. Patricia hat Blasen bekommen und ich schlechte Laune. Aber wir haben es geschafft!

Ich verschweige, dass der offiziell ausgeschilderte E5 von Pointe du Raz in der Bretagne nach Venedig führt. Wir haben uns treu an den roten Rother-Wanderführer gehalten, den so ziemlich jeder dabei hatte, den wir auf dem Weg getroffen haben. Da muss man „nur“ von Konstanz nach Verona. Und genau das haben wir getan. Wir haben diesen verdammten Wanderführer abgearbeitet.
Ob das jetzt gut ist oder schlecht, weiß ich nicht. Ein Ansatz ist es auf jeden Fall.